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Frühlings Edition: Fippsi und Fluppsi – Das wertvollste Geschenk

Die Sonne kitzelte sanft über den Horizont, als Fippsi verschlafen die kleinen Äuglein rieb. Fluppsi war schon wach und saß mit einer Tasse warmem Kamillentee am Fenster. „Heute ist Vatertag!“, rief sie fröhlich und hüpfte vom Hocker. Fippsi war mit einem Mal hellwach. „Stimmt!

Wir wollten doch das perfekte Geschenk finden!“

Mit Rucksäckchen auf dem Rücken und jeder Menge Vorfreude im Herzen machten sich die zwei Mäusegeschwister auf den Weg. Die Wiesen dufteten nach frischem Klee, und leise summten die Bienen um sie herum.

„Vielleicht findet sich im Wald etwas Besonderes“, meinte Fluppsi. „Etwas, das Papa noch nie bekommen hat.“ Also liefen sie los, Pfote in Pfote.

Am Waldrand entdeckten sie einen dicken, bemoosten Baumstumpf. Fippsi blieb stehen und kicherte. „Weißt du noch, wie Papa hier mit uns verstecken gespielt hat? Und er hat sich hinter genau diesem Baumstumpf so gut versteckt, dass wir ihn ewig nicht gefunden haben.“

„Und als wir ihn gefunden haben, hat er so getan, als wäre er ein schlafender Bär!“, quietschte Fluppsi vor Lachen. Sie setzten sich kurz, ließen die Füße baumeln und lächelten still bei der Erinnerung.

Wenig später entdeckten sie einen kleinen Bach, der fröhlich über Steine plätscherte. Fippsi sprang über den ersten Stein, dann den zweiten – platsch! – beinahe wäre er ausgerutscht. Fluppsi zog ihn lachend wieder ans Ufer.

„Hier hat Papa uns beigebracht, wie man über den Bach hüpft, ohne nass zu werden“, sagte sie. „Hat nur nie wirklich geklappt!“

„Aber er hatte immer ein trockenes Handtuch dabei. Wie durch Zauberei“, sagte Fippsi.

Sie liefen weiter, über eine Wiese, auf der die Blumen in allen Farben leuchteten. Eine Schmetterlingswolke flatterte auf, und die Mäuse hielten inne. Fluppsi bückte sich und pflückte ein Gänseblümchen. „Papa hat uns immer Kränze aus diesen Blümchen geflochten. Erinnerst du dich?“

„Und er hat behauptet, er sei der König der Gänseblumen“, sagte Fippsi. „Mit Gänseblumenkrone und einer Möhre als Zepter.“ Beide lachten.

Die Suche nach einem Geschenk hatte sie eigentlich zu einem bestimmten Ort führen sollen – zu einem kleinen Laden im Dorf, von dem sie gehört hatten, dass es dort besondere Dinge geben sollte. Aber je länger sie unterwegs waren, desto mehr merkten sie: Mit jedem Schritt, mit jeder Erinnerung, füllte sich ihr Herz. Nicht mit Dingen, sondern mit Geschichten. Mit Momenten, die keiner verpacken oder kaufen konnte.

Sie setzten sich auf einen Hügel, von dem aus sie das kleine Haus ihres Vaters sehen konnten. Die Sonne tauchte alles in ein warmes Gold.

„Fippsi?“, sagte Fluppsi leise.

„Ja?“

„Ich glaube, wir haben es schon. Das perfekte Geschenk.“

Fippsi nickte. „Ja. Die Erinnerungen. Und dass wir da sind.“

Als sie am Haus ankamen, öffnete ihr Vater die Tür – mit der gleichen liebevollen Wärme in den Augen wie immer.

„Na, ihr zwei? Was treibt euch an diesem schönen Tag zu mir?“

Fippsi und Fluppsi schauten sich an, dann begannen sie zu erzählen. Vom Baumstumpf. Vom Bach. Von der Blumenwiese. Von allem, was sie mit ihm verbunden hatte.

Der Mäusevater hörte still zu, seine Augen glänzten. Als sie geendet hatten, sagte er leise: „Das ist das schönste Geschenk, das ich mir wünschen kann.“

Und so saßen sie noch lange zusammen, tranken Kräutertee, und erzählten weiter. Vom Damals, vom Heute – und vielleicht auch schon vom Morgen.

Denn manchmal ist der Weg das schönste Ziel. Und Erinnerungen das wertvollste Geschenk.

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